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Hans-Jürgen Hübner:

Atikamekw

Version 1.323 (10. November 2011)

Die Atikamekw sind Indianer in der kanadischen Provinz Québec. Sie leben in drei Dörfern am oberen Rivière Saint-Maurice, den sie Tapiskouan Sibi („Ahle“) nennen, und der sich im nördlichen Zentrum der Provinz befindet. Ihre Nachbarn im Osten sind die Innu vom Lac St-Jean, die Cree von Mistissini im Nordosten, die Cree von Waswanipi im Norden und die Algonkin im Westen. Die Zugehörigkeit zu den Cree ist eher unklar, und dient hier nur der Verenfachung; gelegentlich werden sie als eigene Großgruppe betrachtet.

Sie gehören in jedem Falle zur Sprachfamilie des Algonkin, die sich von den Rocky Mountains bis an die Atlantikküste erstreckt. Im Gegensatz zu den meistten indigenen Gruppen Kanadas beherrschen fast alle ihre Muttersprache, hinzu kommt Französisch.

2006 zählte man rund 5.000 Atikamekw in den drei Dörfern Manawan (88 km von Saint-Michel-des-Saints), Weymontachie (105 km von La Tuque entfernt, wo sich das Stammesbüro befindet) und Obejiwan (180 km von Roberval). Als Angehörige des Stammes waren hingegen im Juli 2010 genau 2.461, 1.649 bzw. 2.570 anerkannt, also insgesamt 6.680. Davon lebten in den Reservaten bzw. 2.089, 1.322 bzw. 2.132, insgesamt also 5.543, hinzu kommen noch Angehörige, die zwar einer Gruppe angehören, aber in einem der Reservate der anderen leben. Dies sind etwa weitere 100 Menschen. Im April 2011 lagen diese Zahlen bei den Atikamekw d'Opitciwan bei 2.608, beim Conseil des Atikamekw de Wemotaci bei 1.673 und bei Les Atikamekw de Manawan bei 2.495.

Inhalt

Sprache

Die Sprache der Atikamekw (Atikamek) ist nah mit der Sprache der Naskapi, dem Cree und dem Innu verwandt. Im Gegensatz zu den anderen Algonkinsprachen kennen sie den Laut «r», wie schon Jacques Cartier in einer Wortliste oder Samuel de Champlain, aber auch die Jesuitenrelatiionen zeigen. Die Atikamekw nennen sich auch «Nehirowisiw» (befähigte, in Einklang mit ihrer Umwelt stehende Menschen). Die französischen Kolonialherren nannten sie Têtes-de-Boules, Rundköpfe.

Geschichte

Frühgeschichte

Die Manawan Atikamekw Iriniw oder Nation Atikamekw de Manawan ist der Auffassung, dass sie zu ihrem Territorium gehört, nicht, dass sie ihr Besitzer ist. Dementsprechend gibt es auch keine Grenzen. Hingegen trägt jeder Clan oder sein führendes Mitglied die Verantwortung für ein bestimmtes Gebiet. Diese Atikamekw tauchen in den Quellen erst relativ spät auf. So sind sie in Karten aus den Jahren 1743 und 1744 eingetragen. Doch die Gesamtgruppe taucht schon früher auf.

Die Atikamekw leben wohl seit mindestens zwei Jahrhunderten im Gebiet von Manawan (Saint-Michel-des-Saints). Im Grand registre de Wemotaci 1865-1902 finden sich Aufzeichnungen über Eheschließungen und Taufen an diesem Ort aus dem Jahr 1884. Als Gründerfamilien gelten die Newashish, Nipinatcac, Kawaasiketc, Pemawe, Kitciko und die Kamisino, weitere Familien kamen hinzu.

Die Lebensweise wurde stark von den Jahreszeiten bestimmt. Entsprechend den Lebensbedürfnissen wurden an wechselnden Stellen Lager errichtet, an denen eine bestimmte Tätigkeit im Vordergrund stand. So bezeichnete Sikon die Zeit vor dem Frühling, was etwa den Monaten März und April entsprach. Der Vor-Frühling ist die Zeit der Ahornbäume, genauer des Ahornsirups. Miroskamin das Frühjahr, entspricht etwa Mai und Juni, den Monaten der Blüte und der Erdbeeren. Das Territorium wurde durchstreift, um einen Überblick über die Ressourcen zu haben, die Fallenstellerei, die Jagd und der Fischfang setzten wieder ein. Das Wild wurde zerlegt, die Felle verarbeitet. Nipin entspricht dem Sommer, in dem zusätzlich medizinische Pflanzen gesammelt wurden, aber auch Vorräte, wie zu einer Art Marmelade verarbeitete Blau- oder Heidelbeeren. Takwakin entspricht dem Herbst, in dem Renken gefangen wurden, ein Fisch, der den Attikamek ihren Namen gab. Nach den Vorbereitungen auf den Winter, in dem vor allem Konserviertes gegessen wurde, kommt mit Pitcipipon zunächst der Vor-Winter, etwa November und Dezember. Da die Pelztiere nun besonders schöne Felle liefern, wurde etwa der Biber mit Hunden in Fallen getrieben. Im eigentlichen Winter, Pipon genannt begann die Fischerei auf den zugefrorenen Seen. Eine weitere wichtige Arbeit war die Fertigung von Schneeschuhen. Die 12 Monate des Jahres tragen heute folgende Bezeichnungen:

Die Subsistenzwirtschaft basierte also auf Fischfang und Jagd sowie auf zeitlich begrenzter Sammeltätigkeit. Folgt man dem Anthropologen Norman Clermont, so brauchte eine fünfköpfige Familie durchschnittlich 2 Elche pro Winter (400 Mahlzeiten), 1 Bären (70), mehr als 500 Hasen (1000), ungefähr 150 Rebhühner (150), 30-40 Biber, davon 20 zur Ernährung (160 Mahlzeiten), rund 100 Bisam (100), 10 kanadische Luchse (100), dazu das Äquivalent von 300 Fischmahlzeiten.1 Die Ressourcen wurden dabei sorgsam verwandt. Die Familien Newashish, Nipinatcac, Kawaasiketc, Pemawe, Kitciko und Kamisino jagten am Manawan, wobei jede Familie ein eigenes Gebiet bejagte. Dabei teilte man, um Überjagung zu vermeiden, das Gebiet in drei Teile. So vermied man, zwei Jahre hintereinander im selben Gebiet zu jagen.

Franzosen (17. Jahrhundert–1763)

Im Frühjahr 1652 wollten die Atikamekw mit Pater Buteux in ihr Territorium zurückkehren. Doch fiel er einem Angriff der Irokesen zum Opfer. Ähnliches geschah 1661, als rund 30 Atikamekw und einige Franzosen durch einen Angriff von 45 Irokesen ums Leben kamen. Ebenso gefährlich wurden den Atikamekw die Pocken, die ab etwa 1640 oftmals von Missionaren eingeschleppt wurden. So galt die Taufe geradezu als das Ende des Lebens. 1670 bis 1680 wurde die Gruppe fast vollständig von einer solchen Pockenepidemie ausgelöscht. Möglicherweise haben sich die wenigen Überlebenden mit anderen nomadischen Gruppen und Versprengten zusammengetan, doch sind sie kaum als Vorfahren der heutigen Atikamekw zu betrachten. Eine Gruppe, die oben genannten Rundköpfe, tauchte jedenfalls Anfang des 18. Jahrhunderts im Gebiet der ehemaligen Atikamekw auf.

Briten (1763–1867)

Ein Holzunternehmen nahm seine Arbeit in Metapeckeka auf und stellte einige Atikamekw für das Sägen und die Floßfahrt auf dem Manawan ein. Nach der ersten Familie schlossen sich auch die Nipinatcac und die Kawaasiketc an und arbeiteten im Wald. Doch die Familien lebten nun weniger nomadisch um Metapeckeka. Die Führer der Clans beschlossen, ein gemeinsames Oberhaupt zu wählen. Die Wahl fiel auf Kitciko, der der erste Häuptling in Metapeckeka wurde. Nun war es nicht mehr nötig zur Großen Versammlung nach Weymontachie zu gehen, da Metapeckeka zum Treffpunkt wurde. Es wurde zu einem wichtigen Platz für den Austausch von Fellen, vor allem im Sommer, und die Hudson's Bay Company errichtete 1821 einen Handelsposten in Wemotaci, den ersten auf Atikamekw-Gebiet. 1838 folgten Manawan, 1863 Kokokac, Kikentatch bereits 1840 (heute im Gnuin-Damm versunken), schließlich 1914 Opitciwan. In den 1850er Jahren wurde eine erste Konzession zum Holzeinschlag an die Brown Corporation vergeben. Weitere Gruppen aus dem Norden, wie die Familie Quitich kamen hinzu. Kitciko sah sich angesichts der angewachsenen Bevölkerung veranlasst, die Jagdgebeite neu aufzuteilen. Dabei blieben die alten Gebiete den sechs ursprünglichen Familen weiterhin vorbehalten, die neueren Familien jagten nun im weiteren Umkreis um Metapeckeka. Neutral hingegen blieben: ka-oskiwnatinak, Mont Sosikinikak, die Berge am Lac Morialice, am Lac Teton, an der Baie Tikenne und in den beiden Bergen (ka nicotinak). In diesem Gebiet durften alle jagen, die kein eigenes Gebiet hatten, oder die ihres nicht erreichen konnten. In dieser Zeit tauchten erstmals Reservatsforderungen auf, um ihr Gebiet gegen weißen Raubbau zu schützen. Die Bezeichnung Memitcikocic für die Weißen, also Holzesser, entstand. Maniwaki, das schon um 1850 entstanden war, sollte zunächst als Reservat gelten. Um 1880 sollte es Wemotaci werden, da sich die Atikamekw weigerten, dorthin zu ziehen.

1837 tauchte ein erster Missionar auf. 1844 erschien ein Missionar namens Père Médard Bourrassa in der Region. Ihm folgten Pater Gueguen, der das Dorf regelmäßig aufsuchte, ihm wiederum J. E. Guénard von 1872 bis 1943. Zwar baute das Dorf 1904 eine Kapelle, doch fiel sie einem Tornado zum Opfer. Erst 1942 entstand die heutige Kirche, in der sich Kirchenfenster aus der alten Kathedrale von Trois-Rivières befinden. 1928 entstand eine erste Schule.

Kanada (seit 1867)

Für die meisten blieb die Jagd die wichtigste Lebensgrundlage. Dabei hatte häufig nur der Clanführer ein Gewehr, die übrigen jagten mit Bogen oder Speer. Die Hudson's Bay Company hielt dabei die Pelzpreise niedrig. So verlangte sie für ein Gewehr einen Stapel voller Biberpelze, der so hoch war, wie das Gewehr lang. Selbst wenn sie in Bargeld zahlte, so kam das Geld doch zu ihr zurück, da sie der einzige Zugang zum Weltgeldmarkt war. Die Regierung unternahm zudem nichts, um den propagierten Übergang zur Landwirtschft zu fördern, wie es den Indianern zugesagt worden war. Daher schrieb 1894 Häuptling Louis Newashish an den député surintendant général des Sauvages, den für die Wilden zuständigen Beamten:

Monsieur, Parti de chez moi plein d’espérance, j’ai été bien surpris en arrivant à St-Michel des Saints ... d’y trouver votre lettre avec rien pour nous. Nous nous étions acheté deux chevaux et si nous voulions commencer à semer et rien que les patates qui sont arrivés. Si vous pouviez nous donner 40 minots de patates, 40 (minots) d’avoine, 9 (poches) de farine, 9 (picks), une boite de haches, 3 à 3 ½ , il nous faudrait absolument cela. Tous mes sauvages étaient fiers et contents de vos promesses. Avec cela, nous pouvions commencer un peu. J’attends votre réponse et dans 3 semaines nous descendrons pour voir si vous allez nous faire acheter ces différentes choses car ça presse si nous voulons semer cette année. Votre gouvernement n’est pas capable de nous refuser cela ; car vous mentiriez à votre programme Aidez les Sauvages et les colons !!! Tâchez d’y penser encore une fois ou tuez-nous !!! Plus de chasse ou aidez-nous pour apprendre à cultiver. Votre dévoué, Louis Newashish, Chef des Têtes de boules.

Doch die Antwort lautete: Department’s Note on letter. Say that the dept regrets that it has not sufficient funds to enable it to send seeds this spring as he was informed by letter of 16th feby.-and they should Endeavour to procure in the vicinity of their reserve. The small quantity of seeds which they may require for this year. R.G.O.

1881 beschlossen die vier Führer der Wemotaci, Manawan, Kokokac und Kikentatch (die heutigen Opitciwan), gemeinsam auf die Zumutungen durch die Invasoren zu reagieren. Diese vier Kice Okimaw (Oberhäuptlinge oder Grand Chiefs) forderten die Regierung auf, ihren Stämmen Land bereitzustellen. Der Vorstellung einer Gemeinsamkeit, die später in die Vorstellung einer gemeinsamen Stammeszugehörigkeit mündete, wurde damit ein starker Impuls verliehen. Dennoch war die Einrichtung des Kice Okimaw noch recht flexibel, denn sie konnte etwa den Häuptling der benachbarten Waswanipi-Cree mit einschließen. Tatsächlich reagierte die Regierung auf die Petition und ließ Land vermessen.

Kitciko Kawasiketc traf mit einem der Holzunternehmen eine Absprache über den Transport von Holz, und das Unternehmen baute einen Knotenpunkt in Metapeckeka auf. Dort arbeiteten auch einige Atikamekw, denn sie hatten keine Wahl mehr. Einige Familien wohnten bald dauerhaft am Metapeckeka-See. Sie forderten ein Reservat, doch erst nach zahlreichen Kanureisen bis nach Ottawa kam es zu einer Einigung. Am 29. August 1906 unterzeichneten Häuptling Louis Newashish, der Nachfolger Kitcikos, in Gegenwart seines Dolmetschers für Französisch Joseph Dubé und Jimmy Moar für Englisch, ein Abkommen. Sie konnten das Recht auf freie Jagd durchsetzen, zumal ihnen die weißen Jäger schwer zusetzten. Im Reservat entstanden weitere Häuser.

Bodenschätze, Infrastruktur, Ende der Jagdkultur

1906 schlossen Ingenieure in Weymontachie den Bau der transkontinentalen Eisenbahn ab. Damit verbilligte sich der Holzeinschlag, bzw. der Abtransport, die Holzfällerei nahm sprunghaft zu, und viele Weiße (Kawapisit) kamen in die Region. Hinzu kam, dass die Eisenbahnbauer am Weg liegenden Wald einfach niederbrannten, so dass die Biotope der Pelztiere verschwanden. Darüber hinaus erwarben die Holzgesellschaften das ausschließliche Recht, Fisch zu fangen. Sie verwehrten den Atikamekw den Zugang zu Seen und Flüssen. Diese sahen sich gezwungen, ihre traditionelle Lebensweise endgültig aufzugeben und sich in Dörfern fest anzusiedeln. Manawan, das 1896 noch 50 Einwohner hatte, wuchs rapide. 1929 hatte es bereits 135 Einwohner. 1951 268, 1960 bereits 440. 12 Jahre später hatte sich die Einwohnerzahl abermals verdoppelt und betrug 800, 1997 bereits 1.560, schließlich 2.000 im Jahr 2006. Allerdings musste das alte Dorf dem steigenden Wasserpegel weichen, den ein Dammbau verursachte.

HQ - Centrale de Rapide-Blanc 3
Generatorenstation am Rapide-Blanc-Damm

1918 entstand ein erster Stausee, der La Loutre, der das Gnuin Reservoir erzeugte. Kikentatch, ein Sommerlager, wurde überschwemmt, die dortigen Bewohner zogen nach Opitciwan, ebenso wie der Handelsposten der HBC. Damit gingen zahlreiche Orte der verbindenden Erinnerung, die für die Atikamekw von hoher Bedeutung sind, verloren. 1930 versank eines der vier eingerichteten Reservate, das Dorf Kokokac in den Fluten des kleineren Rapide-Blanc-Damms. Kompensationen wurden nie geleistet. Die sogenannte Kokokac Band galt für die Regierungsvertreter als nicht mehr existent, doch bewahren sie bis heute eine enge Verbindung zum Land ihrer Vorfahren. Damit blieben nur drei Dörfer, die sich unter dem Namen Atikamekw Sipi (Sipi = Fluss) als politische Körperschaft etablierten, als Rat der Atikamekw Nation.

Dabei bereitete die abstrakte, in ihrer Entstehungsgeschichte fremde Vorstellung einer Nation große Übersetzungsprobleme. Der Begriff Atikamekw Iriniw entsprach eher dem eines Volkes. Viel häufiger wird der Begriff Iriniw aber auf die drei Dörfer bezogen, eben weil ihr Konzept der Bindung an ein Gebiet viel stärker ist. So behalf man sich mit Bezeichnungen wie die drei verbundenen Gemeinden oder drei Atikamekw-Gemeinden. Andere glichen die Bedeutung noch mehr ihren eigenen Erfahrungen an und nannten sie sinngemäß alle Erfahrungen und Geschehnisse, die die Atikamekw teilen oder einfach die ersten Einwohner. Am meisten Zustimmung fand schließlich Ototew Isiwin (ursprüngliche Gruppe oder Versammlung). Doch mit Blick auf die Ratsversammlung setzte sich Atikamekw Kice Okimaw durch. Auch bei der Bezeichnung des Territoriums unterscheidet man zwischen einem einschließenden und einem ausschließenden unser Territorium. Nitaskinan schließt den Zuhörenden aus, taucht also bei Verhandlungen mit der Regierung auf, Kitaskino schließt den Zuhörer ein und wird nur innerhalb der Gemeinde benutzt. Die Repräsentation nach außen erzwang erst die Gründung übergreifender Einrichtungen, wobei die Außenrepräsentation unproblematischer ist, als die Vorstellung von einer Nation innerhalb der Gruppe. Ihnen folgten Organisationen zum Schutz der Sprache, aber auch der Biberjäger. Letztere, die Mamo Atoskewin, hatte seinen Grund nicht nur in der konkurrierenden Jagd der Weißen, sondern auch in deren Schutzbestimmungen. So war in den 50er Jahren die Abitibi beaver reserve entstanden. Immerhin wurde privaten Sportjägern der Zugang zum Gebiet ab den 70er Jahren untersagt, Mamo Atoskewin setzte sich für verändertes Waldmanagement ein - eine Konzession an kapitalistische Inwertsetzungsvorstellungen. Trotz der Ablehnung durch Regierung und Holzunternehmen verbesserte sich die Situation insofern, als die rücksichtslosen Kahlschläge weniger wurden. In Opitciwan entstand im Rahmen eines Joint Ventures eine Sägemühle.

Das Gebiet der Atikamekw, das durch Erfahrungen und persönliche Bindung an bestimmte Orte, nicht durch Grenzen definiert wurde, war zugleich anders erschlossen, nämlich über die zahlreichen Wasserwege. Die Holzfällerstraßen (logging roads) haben dies geändert, so dass sie längst die Hauptverkehrswege geworden sind. Dementsprechend finden sich auch die Sommerlager nicht mehr an Wasserwegen sondern an diesen Straßen. Dabei werden die sogenannten traditionellen Aktivitäten (traditional activities), unter denen nicht-indianische Stellen meist die Nahrungsgewinnung, in jedem Falle die bloße Ressourcengewinnung verstehen, wieder stärker betrieben. Die Indigenen verstehen darunter aber, über die Gewinnung von Ressourcen hinaus, auch das Wissen, den dazugehörigen ethischen Kodex, die gesellschaftlichen Regeln, die kulturellen Werte, das Symbolsystem und die oralen Traditionen als Bestandteile dieser Aktivitäten. Unter dieser Perspektive haben sich zahlreiche Aktivitäten wiederbelebt. Dazu haben sie Anfang der 90er Jahre Kulturwochen initiiert, in denen in ihr Wissen eingeführt oder vorhandenes Wissen vertieft wird.

Im Gegensatz zu ihren Nachbarn, den Cree und Innu, wurden die Atikamekw kaum von Anthropologen untersucht. Davidson begann 1928 dort zu arbeiten, ihm folgten erst Clermont (1977) und Gelinas (1998).

Wiederbelebung

Seit den 1970er Jahren werden Verhandlungen mit der kanadischen und der Québecer Regierung geführt. César Néwashish (1903-1994) hatte der Regierung mitgeteilt, dass sie niemals ihren Anspruch auf ihr Gebiet aufgegeben hätten, dass sie es nie verkauft oder damit gehandelt hätten, und dass sie auch sonst kein Abkommen geschlossen hätten.

Eva Ottawa wurde 2006 auf vier Jahre zum Grand Chef bzw. zur Présidente der Atikamekw gewählt. Im selben Jahr wurden alle Archivalien, die sich im Stammesbesitz befinden, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Sie liegen im Centre d'archives. In den 29 Fonds finden sich 12.952 Bilddokumente, 3928 Ton- und Filmdokumente sowie 1.400 Karten und weitere Dokumente.

Reservate

Literatur

Siehe auch

Externe Links

Anmerkungen

  1. 1 ↑ N. Clermont: Ma femme, ma hache et mon couteau croche. Deux siecles d'histoire a Weymontachie Québec, Ministere des affaires culturelles, 1977, S. 52.
  2. 2 ↑ Nach Angaben des Department of Indian Affairs and Northern Development: Atikamekw d'Opitciwan
  3. 3 ↑ ebd.: Conseil des Atikamekw de Wemotaci
  4. 4 ↑ ebd.: Les Atikamekw de Manawan

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